Wie sollen Dinge Internet werden? Bekommt mein Bett eine IP? Funken Gegenstände in die Cloud? Fragen, die Experten auf dem 12. Zukunftskongress 2bAHEAD in Wolfsburg erörterten. Und wohin führt totale Transparenz? Ein NASA-Mann klärt auf.
Dr. Bernd Heinrichs, Managing Director Borderless Network von Cisco, erläuterte den Gästen den Fahrplan in die Zukunft. „Deutschland kann hier in der ersten Liga mitspielen. Der Zug fährt allerdings sehr schnell!“. Soviel zur hier üblichen Miesepeterei. Doch die Entscheidung muss heute getroffen werden. Derzeit sind 0,2% der Dinge in dieser Welt vernetzt. 2000 waren 200 Millionen Dinge vernetzt, etwa Computer und Großrechner. Stand 2011: 10 Milliarden IP enabled Devices und für 2023 sind 50 Milliarden die Prognose. IPnisation nennen wir das, so Heinrichs. Diese Zahlen sind nicht nur beeindruckend, sie sind Anzeiger für eine völlig neue Welt der Dinge. Die Geschwindigkeit und technologische Entwicklung übersteigen immer mehr menschliche Vorstellungen. Vor 15 Jahren wurde das Internet gesellschaftsfähig und vor 10 Jahren geschäftsrelevant. Heute haben Mobile Devices innerhalb von wenigen Jahren die stationären Geräte überholt.
Neue Welt – neue Assistenten
Der Kühlschrank, der selbst im Supermarkt die ausgehende Milch bestellt, war lange das Sinnbild für eine neue Verbindung zwischen Dingen und dem Internet. Das Internet der Dinge ist allerdings viel größer gedacht. Etwa, wenn Tapeten zu Fernsehern werden, wenn Schreibtische gleichzeitig Workstation mit „Computer“ und „Monitor“ werden. Es ist die Konnektivität, um Daten zu beziehen, diese zu verarbeiten und dem Nutzer dienlich zu sein. Ein permanenter Assistent, der den Ruch von Big Brother hat. Dies hat natürlich einen gewaltigen Einfluss auf Menschen, die Gesellschaft, die Wirtschaft und damit verbundene Prozesse. Wie soll das funktionieren? Heute übermitteln Sensoren und Schluck-Pillen in Echtzeit die Daten über den Zustand von Patienten. Sie funken an Smartphones, die mit dem behandelnden Arzt in Verbindung stehen. In Amerika sind schon Kornfelder durch Sensoren vernetzt. Sie informieren den Landwirt über den Wasserhaushalt oder die Düngerkonzentration. Deutschland wird neben den USA der Treiber der Technologie. Beispiel gefällig? Im Hamburger Hafen finden 1 Millionen Transaktionen auf diese Weise statt – pro Tag! Der Zug fährt.
NEXT LEVEL: Maschinen-Menschen
Dr. Chuck Jorgensen, Chief Cientist des NASA Ames Research Center (USA) bemüht einen alten Gott. Janus als Gott des Übergangs. Er hatte zwei Gesichter, eines für die Vergangenheit und eines für die Zukunft. Dieses Sinnbild betrifft die neuartige Interaktion zwischen Mensch und Maschine. Der Mensch kommunizierte bisher mit der Maschine. Das kehr sich nun um, die Maschinen kommunizieren nun auch mit den Menschen. Und sie tun das immer besser und vor allem höllisch schnell. Der nächste logische Schritt, so Jorgensen, ist das Interface zwischen beiden. Das Verständnis und die Erfassung wird immer besser. Die Maschinen beobachten uns, werten unsere Handlungen aus. Das hat Folgen und eine hohen Preis. Wir haben keine Datenschutzsphäre mehr. Fast alles lässt sich auslesen. Die Geheimhaltung des Ortes, an dem wir uns befinden, wird bald nicht mehr möglich sein. Der Preis dafür ist die Privatsphäre. Und totale Transparenz, die sogar sehr intime Dinge ans Tageslicht bringt. Unsere Gedanken und Gefühle sind unsere heiligste Privatsphäre. Die Infrastruktur, dieses zu ergründen, entsteht: Visuelles Auslesen von Gesten oder Gesichtserkennung, die physiologische Erfassung von Atmung, Pupillenweite, Fokussierung des Blicks oder Akustik gibt es schon. Maschinen sehen Mikrogesten, ordnet emotionale Werte Worten zu. Die Geschwindigkeit des Vortrages oder die semantische Dichte dessen gibt Aufschluss über das befinden. Das Tippverhalten auf der Tastatur verrät uns, denn es ist einmalig
Wer nutzt die Technologie?
Werber wollen wissen, ob die Information beim Kunden ankommt und Handlungen auslöst. Die nationale Sicherheitsbehörden werden diese Daten natürlich nutzen. Erst jüngst schlug PRISM ein, wie eine Bombe ins Privatleben der Menschen weltweit. Wenn die Gefühls-Privatsphäre verloren geht, werden die sozialen Mechanismen unserer Gesellschaft sich verändern. Von der privaten Notlüge bis zum Verkauf von Gebrauchtwagen – totale Ehrlichkeit und totale Offenbarung. Es wird nicht gewollt, es passiert einfach. Gegenmittel gibt es nur eines: Authentizität! Wie es heute schon für die Kommunikation online und offline zwingend notwendig ist, um sich aus der wabernden Masse hervorzuheben. Die Konsequenz dieser Entwicklung ist:
Wir müssen uns selbst mit allem konfrontieren. Vielleicht werden wir dadurch gesünder sein. Vielleicht fördert es nachhaltiges Wirtschaften und den Schutz der Menschenrechte. Aber es hat auch gewaltiges Konfliktpotential.
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