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Zukunftskongress 2b AHEAD 2012 in Wolfsburg: Wo haben wir unsere Visionen verloren?

In historischem Ambiente startete der 11. Zukunftskongress des Think Tank 2b AHEAD in Wolfsburg. Das Schloss mit seinem Park bot die Kulisse für ein hochkarätiges Treffen von Visionären, Denkern, CEOs und Wissenschaftlern. Wie sieht Deutschland 2022 aus? Welche Art des Wirtschaftens wird uns begleiten? In welcher Gesellschaft leben wir? Viele Fragen, deren Antworten vielleicht beim Zukunftskongress gefunden werden.

Wo haben wir unsere Visionen verloren?

Treffen sich ein Journalist, ein Kirchenmann und ein DJ, der Weltstar ist. Leider klappte die Mischung nicht ganz, denn Paul van Dyk weilt in einem chinesischen Krankenhaus. Doch die anderen beiden legten wacker vor: Henryk M. Broder, Journalist und bekannt aus seiner Doku „Entweder, Broder“ http://entweder-broder.de/ und der Landesbischof der lutherischen Landeskirche Braunschweig, Prof. Dr. theol. Friedrich Weber. Sie versuchen zu ergründen, wo unsere Visionen abgeblieben sind. Haben wir überhaupt noch welche?

Ein kritischer Start in den Tag beginnt mit Broder. Seine nicht erfüllte Vision eines funktionierenden W-LANS im Hotel lässt seinem Groll verstehen. Zumal er angereist ist, um über die Zukunft zu diskutieren. Und es klappt nicht mal in der Jetzt-Zeit. „Hinter jeder Vision steckt eine totalitäre Idee. Bestes Beispiel ist die Europäische Union. Sie ist zu groß, zu größenwahnsinnig. Wir erleben vielleicht die letzten Tage.“ so Broder. Sind Visionen also mit dem Wachstum zum Scheitern verurteilt? Nachhaltig wachsen, geradezu organisch und mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen – das scheint die bessere Wahl zu sein. Und wenn etwas zusammengestopft wird, was nicht zusammenpasst (siehe Europa), ist es nur eine Frage der Zeit, bis es auseinanderbricht.

Überfluss und Müdigkeit

Nicht der Mangel ist das Problem, sondern die Vielzahl der Optionen. Das Überangebot verunsichert. Broder: „Erzählen Sie die Themen Dosenpfand oder Rieser-Rente einem Moldawier, einem Kirgisen. Die lachen uns aus oder schicken uns zum Arzt. Wenn wir solche Themen haben, dann haben wir keine Probleme.“ Ist die Besinnung auf das Wesentliche notwendig? So scheint es, wollen wir die Bodenhaftung nicht ganz verlieren. Überfluss macht faul. Überfluss macht müde. Landesbischof Weber macht es auch an einem anderen Beispiel fest. Der Informations-Overkill mit über 200 Satelliten-Programmen. Es ist genug Herr! Für diese Art Erschöpfung, für die Resignation gibt es sogar einen Fachbegriff: Elias-Müdigkeit. Ein Aufgeben, die Resignation durch Überlastung. Die Ideen gehen aus und damit die Visionen. Weber: „Wo ist das Kaleidoskop, an dem wir uns als Kinder erfreut haben?“ Ein Papprohr, etwas Glas und eine kleine bunte Zauberwelt für das Auge und den Geist. Haben wir den Mut zu Bildern, damit die Ideen nicht mehr ausgehen.

Die spinnen, die Visionäre!

Helmut Schmidt: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“ Weber zitiert den Politiker, der sich typisch schmidtschnäuzig mokiert. Gibt es keine Visionen mehr, oder waren alle beim Arzt?

„Eine Vision ist eine konkrete Zukunftsvorstellung. Eine planbare Veränderung. Klare Sicht, nüchterne Analyse, tapferes Handeln.“ so der Bischof. Also ist es eine sehr ernsthafte Sache, Visionen zu haben. Doch Vorsicht bei der Voraussicht. „Ein permanenter Alarmismus, die Lust am Untergang regt mich furchtbar auf.“, so Broder. Der Club of Rome bringt wieder neue schlechte Nachrichten. Darin sind die Menschen Weltklasse. Ein gepflegter Negativismus gehört dazu. Professor Brandenburg (Fraunhofer) aus dem Publikum: „Es wird mit Absicht Falsches prognostiziert.“ Das ist fatal. Wir schaffen es nicht, das Wetter von übermorgen vorherzusagen, haben aber schon den Zeitpunkt des Abschmelzens der Pole fixiert.

Sind die Visionen also unnütz? Nein. Jule Verne ist heute schlichte Wirklichkeit. Der Communicator aus der Enterprise ist unser Smartphone. „Work in progress“ ist besser. Wir müssen versuchen, den Horizont zu erreichen, so Broder. Denn nur auf dieser anstrengenden Reise, die niemals endet, entstehen die kleinen und großen Visionen, die aus dieser Welt etwas Neues machen.

 

 

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